Liebe Gäste, liebe Freunde, liebe Interessierte,
kennt ihr das Gefühl von Dankbarkeit? Erinnerst Du Dich noch an dieses Gefühl, das sich wie sanfte Wellen eines Sees, von Deiner Mitte aus im ganzen Körper ausbreitet? Und alles was von diesem Gefühl berührt wird, scheint erfüllt mit Wärme und Leichtigkeit und Frieden. Wie ein tiefes Durchatmen und ein Moment mit geschlossenen Augen... hhmmmmm.
Eben solche Momente gab es vermehrt in diesen vergangenen Wochen und es gab zahllose Anlässe um Dankbarkeit zu zelebrieren. Einer dieser Momente war sicher, als wir erfahren haben, dass wir unser Haus wieder für unsere Gäste öffnen dürfen. Seither -und auch schon zuvor- planen wir und versuchen den Hotelalltag so zu strukturieren, dass ihr/Sie einen wahrhaftigen Wohlfühlaufenthalt erleben könnt, im Naturhof. Mal ganz ehrlich, das Thema Hygiene und Achtsamkeit, ist jetzt nicht völlig neu für einen gastronomischen Betrieb. Natürlich achten wir stets auf entsprechende Reinigung und Hygiene Maßnahmen, ebenso wie darauf, den Abstand so zu wahren, dass sich die Gäste wohlfühlen bei uns. Von daher sind nur wenige Korrekturen in unserem Ablauf nötig um die Vorschriften einzuhalten. Vor allem ist aber wohl goodwill nötig um dieser neuen Situation zu begegnen.
Ich staune bereits seit geraumer Zeit, wie schnell die Botschaft von Mitgefühl, Verbundenheit und eben Dankbarkeit verblasst sind. Und wie stattdessen wieder das Ego die Bühne betritt und laute, verurteilende Reden schwingt. Ich frage mich ob es ein Gen in uns gibt, das uns veranlasst, uns immer auf die Punkte oder Anteile einzuschwören, die vermeintlich gerade fehlen. Manchmal fühlt es sich so an, als wäre die pure Unzufriedenheit, um der Unzufriedenheit willen, die wahre Seuche, an der ein Großteil der Menschheit leidet. Das Beklagen von dem was ist und ausdauernde Jammertiraden scheinen mir manchmal eine Art Volkssport geworden zu sein. "Mir geht es schlecht"..."aber MIR geht es noch viel schlechter!"
Für einen Moment glaubte man fast das abrupte Innehalten und das immense Zurückfahren, hätten auch etwas in unserem Inneren bewegt, hätten die Werte wieder neu sortiert und beleuchtet. Aber offenbar nur für einen Moment! Und so lade ich gerne noch einmal die Dankbarkeit ein, an dieser Stelle. Dankbar zu sein, heißt nicht alles hinzunehmen, aber es heißt, den eigenen Focus und das Sichtfeld unserer ganz persönlichen Brille mal wertfrei zu überprüfen. Was wiegen zB die Auflagen -die sicher nicht aus reiner Schikane erhoben werden!- gegen den Wert wieder Gastgebersein leben zu dürfen? Ist es denn unmöglich diese Herausforderung anzunehmen und auch unsere eigene Komfortzone zu verlassen? Was macht uns als Gastgeber aus? Was ist uns wichtig? Und wo können wir hier Lösungen finden, anstatt Probleme zu kreieren? Sind wir so bequem geworden, dass unsere Kreativität, an dieser Stelle nicht "JA, hier bin ich" schreit?
Und ist es ganz ehrlich ein Problem, wenn Buffet gerade ein wenig anders funktioniert? Eben so wie jeder Gastgeber es definiert... Oder ist es nicht ein Geschenk sich endlich mal wieder an einen gedeckten Tisch zu setzen? Kann es nicht eventuell ein Geschenk sein, dass wir auf Grund von Abstand, immer noch ein wenig entschleunigter sind, als vor wenigen Monaten? Und dass wir auch in unseren Urlaubstagen, unsere Mitreisenden und Mitarbeiter, wieder verstärkt wahrnehmen? Kann ein Lächeln hinter einer Maske, nicht auch über die Augen empfangen werden?
Ich glaube fest daran, dass wir als Gast und als Gastgebender eine ganz besondere Zeit vor uns haben, wenn wir uns lösen von dem was ein sollte/könnte und statt dessen mit dem spielen, was ist. Wir haben alle erfahren, was es heißt sich zu ergeben, Pläne und Gewohnheiten aufzugeben, zu Gunsten unserer Gesundheit und zu Gunsten der Geschwächten unserer Gesellschaft. Erinnern wir uns an die Dankbarkeit, als wir wieder erste Schritte nach draußen unternehmen konnten. Erinnern wir uns ganz individuell an die Geschenke, die diese Pandemie uns hinterlassen hat. Nehmen wir all das Wertvolle mit auf unseren weiteren Weg und lassen wir unseren Groll, unsere Angst und unser Mißtrauen stattdessen zurück.
Wir freuen uns auf jeden Fall so, Sie/Euch in wenigen Tagen wieder hier begrüßen zu dürfen. Nicht mit Handschlag, aber mit Herzlichkeit und Dankbarkeit, dass Sie uns gewählt haben. Wir sehen uns im Stillachtal, wo heute Abend die Vögel voller Freude ein Konzert geben und die Kuhglocken mit einstimmen. Wo sich die Sonne hinter den Bergen verabschiedet und die Farben das Tal fluten.... wie könnte man/frau nicht dankbar sein!?
Herzlichst und bis bald
Gloria Thaumiller