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stillachtal blog

Gastgeberin Gloria Thaumiller

Eigentlich und überhaupt

"Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation, sondern er ist eine Lebenskraft, eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignierten, eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint, eine Kraft, Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner läßt, sondern sie für sich in Anspruch nimmt..."

- Dietrich Bonhoeffer

 

Ihr Lieben da draußen,

wie geht es Euch? Wie geht es Dir? Wie nah oder fern fühlst Du Dich dieser aktuellen Situation? Irgendwann in diesen letzten Tagen, Stunden sagte jemand zu mir "Das ist so surreal!" und ich ahne dass viele von uns es so wahrnehmen. Ganz einfach, weil wir mit vielen uns unvertrauten Situationen konfrontiert sind. Situationen, die eine Art Lähmung zu bewirken scheinen. Auch ich bewege mich immer wieder zwischen dem was ist und zwischen dem was sein könnte, ja was EIGENTLICH jetzt sein sollte. Denn eigentlich würde ich gerade in meinem geliebten Seminarpavillon stehen und eine, heute neu angekommene Basengruppe willkommen heißen. Wir würden uns gerade jetzt einstimmen auf diese spannende Woche. Eine Woche die geprägt wäre von Loslassen, vom Entgiften auf allen Ebenen und an deren Ende, wie so oft die Verbundenheit Raum greift. Es gibt ehrlicherweise einen Teil in mir der sagt ziemlich trotzig."Ja das wäre doch genau das Richtige, auch oder gerade in der aktuellen Situation!". Und ich lasse diesen Teil in mir wieder auf den versöhnlichen Grund meines Seins sinken und tauch einmal mehr auf, aus dem "wassolltesein" Szenario.

Es wechselt sich ab mit den "waswärewennszenarien", denen man in diesen Tagen gar nicht entkommt und es bedarf aller Wachheit, die wir zur Verfügung haben um sich der Angst nicht hinzugeben und schreiend im Kreis zu laufen. Die Angst ist ein großer Faktor in allen Nachrichten und sie beherrscht somit einen großen Teil unseres seltsamen Alltags im Moment. Denn wir mal ehrlich hinschauen, gibt es trotz aller Durchhalteparolen, doch einige Ängste in uns, die auch gerade so ungefiltert nach oben steigen. Die Angst um unsre Gesundheit, ja mehr noch die Angst um unser Leben. Die Angst um unsere Liebsten. Die Angst um unsere Versorgung und nicht zuletzt die Angst um unsere Existenz. 

"Angst ist das Gegenteil von Liebe..." hat ein herzenskluger Mensch einmal gesagt. Und ich bin sehr berührt davon zu sehen, dass auch der andere Pol (Liebe) sich immer deutlicher zeigt in diesen Tagen. Die Menschen stehen füreinander ein, sie versorgen sich nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch mit dem Gefühl der Verbundenheit. Wir setzen all das was aus Liebe entsteht inzwischen auch ganz bewusst ein, immer mehr! Wir beginnen über die geschlossenen Türen hinaus miteinander und füreinander zu musizieren und wir spenden Beifall für all die tapferen Helden, die uns unermüdlich im medizinischen Bereich zur Seite stehen. Hast DU jemals einem Krankenpfleger Beifall gespendet? Welch liebevolle Geste... Wir stellen Kerzen ins Fenster und wir senden zu Millionen unsere guten Gedanken ins "Katastrophenfeld". Wir erinnern uns an ALL unsere Möglichkeiten, auch an die, die unter unserem geschäftigen Treiben zumeist verschüttet sind. Und ich empfinde das nicht als krampfhaften Optimismus, sondern als Ausdruck eines echten Bedürfnisses, das sich da in uns immer mehr Bahn bricht. Spüre hin einen Moment und lass all das auf Dich wirken, was sich in Dir zeigt. Folge dem Impuls vom Balkon aus mit anderen Menschen in Kontakt zu gehen oder Deine Mama anzurufen. Einfach so um ihre Stimme zu hören. Lass uns hinter die Ängste schauen, denn dort gibt es Unglaubliches zu entdecken. Das Netz ist voll davon....

Wir haben uns heute in die Natur gegeben, ins menschenleere Stillachtal. Und mir wurde bewusst, dass die Natur, die nichts weiß von Viren, die die Welt bedrohen, unvermindert Im Aufbruch ist. Die Vögel geben ihr Frühlingskonzert mit voller Inbrunst, obwohl all die Zuhörer gerade ausbleiben. Die ersten Blümchen und Pflanzen brechen sich unvermindert Bahn, auch sehr symbolisch aus Stein und Dreck. Die Stillach ist in Bewegung, hält nicht den Atem an, sondern folgt dem Fluss, der ohne Veränderungen auch für uns nicht möglich ist. Und als Krönung hat uns über den Köpfen und immer wieder im Nebel verschwinden ein Adlerpaar begleitet. Königlich schwebend, majestätisch seine Kreise ziehend, einander begegnend und wieder loslassend. Alles ist da, das Leben ist unvermindert da, es zeigt sich durch all diese Zeichen, und wir winken zurück. Was waren Deine Zeichen des Lebens und der Liebe an diesem Tag heute?

Ach ja, "meine Basen" hätten inzwischen längst einen Kreis gebildet, hätten sich verbunden miteinander, ganz still und leise, hätten tiefe Atemzüge genossen, hätten einander eine Hand geliehen. Hätten bereits verstanden, dass es keine Fremden gibt, nur Verbündete und hätten bereits erste Zeichen ihres Körpers wahrgenommen. Sie hätten vielleicht auch Angst und Unsicherheit und Widerstand gespürt, und auch die kleine Unbekannte in uns, die auf alle möglichen Unmöglichkeiten hinweist.

Wir hätten, wir wären, wir würden...

Wir SIND!

Bis bald aus der Mitte des Lebens und gefühlt gerade vom Ende der Welt :-)

Herzlichst Gloria Thaumiller

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